Adventsgrußbotschaft von Ursula Haverbeck

Liebe Freunde und die ihres Volkstums bewußten Freunde in aller Welt!

Für eine besinnliche Ruhepause in der Adventszeit, zur Erinnerung an die Hintergrundmächte anderer Art als die heute oft aufgebauschten Angstmacher.

Mit meinem herzlichen Dank für unermüdliches Gedenken, Briefe, Aktionen, Bildkarten und wunderschöne Blumen, wünsche ich Ihnen allen persönlich ein frohes Fest und uns gemeinsam ein Gesundheit und Frieden bewahrendes Jahr 2020.

Im Anfang war das Wort“

Diese erste Zeile aus dem Prolog des Johannesevangeliums hat bis heute immer wieder ein Überdenken, auch ein Infragestellen der zwei Hauptwörter >Anfang< und >Logos< hervorgerufen.

Bei >Anfang< tauchte unweigerlich eine Gedichtzeile von Hermann Hesse auf: „denn jedem Anfang wohnt ein Ende inne“.

Das war hier nicht gemeint. Es handelte sich doch um etwas, wie in der deutschen Vorsilbe -ur- angedeutet wird: Ursprung, urtümlich und dann vom >ur< zu >ar< in Archetyp, Architekt usw. Im Griechischen heißt es >archä<.

Trotz neuer Einheitsübersetzung bleibe ich beim: Im Urbeginne war das Wort.

„Logos“ mit „Wort“ wiederzugeben, weckt zunächst auch Zweifel. Schon ein einfaches Fremdwörterlexikon gibt eine Vielzahl von Bedeutungen für Logos an: Geist, Bewußtsein, Sprache, Wort, Gott, Christus – Welcher dieser Ausdrücke enthält bei Allgemeinverständlichkeit dennoch eine Ahnung vom Bedeutungsumfang? Dann tauchen im Bewußtsein auf:

>Deutschland, heiliges Wort<

>du voll Unendlichkeit< – da ich nicht weiß, ob dieses Lied heute noch bekannt ist.

>Das Wort sie sollen lassen stahn<‚ >du darfst das nicht wortwörtlich nehmen< und auch: >das ist ein großes Wort<. Und schließlich noch die >Ich-bin<-Worte Jesu am Kreuz.

Das Wort habe ich beibehalten.

Die folgenden Zeilen bis zu: „Ein Mensch trat auf“ behalte ich bei und lernte sie auswendig. Erst jetzt wurde dabei die Tiefsinnigkeit ganz erkennbar.

Im Urbeginn war das Wort,

und das Wort war bei Gott

und ein Gott war das Wort.

Dieses war vom Urbeginn bei Gott.

Alles ist durch dasselbe geworden,

und ohne es wurde nichts

von dem Gewordenen.

In ihm war das Leben

und das Leben

war das Licht der Menschen,

und das Licht leuchtet

in der Finsternis,

aber die Finsternis hat es nicht erfaßt.

Und ein Gott war das Wort, die Einheit von Wort, Sprache und Denken kündigt sich an und die darin enthaltene Schöpferkraft. Denken wir an die erste Schöpfungsgeschichte des AT 1,3: „Gott sprach: ‚Es werde Licht‘, und es wurde Licht.“

„Sesam, öffne Dich“ heißt es im arabischen Märchen, und der Berg öffnete sich, und Entsprechendes ereignet sich auch in den Grimm’schen Märchen. Kaum hatte er den Wunsch ausgesprochen, da hatte das Pferd einen schönen Sattel auf dem Rücken.

Und in dem Finnischen Nationalepos, „Kalewala“, da besingt der alte Väinämöinen die Fichte und ihren Wipfel, den Großen Bären und den Mond, und staunend betrachtet der Schmied Ilmaringen den Baum. Er steht da.

Ein Gott war das Wort und alles ist durch dasselbe geworden von dem Gewordenen.“ Das ist nicht anders zu verstehen, als Gott und Sprache sind eins. Die Sprache ist der in Erscheinung getretene Geist.

Die Menschen werden über die Welt nach ihren verschiedenen Sprachen zerstreut. Das wird ganz gezielt als Gottes Wille dargestellt: in Genesis I, 10,5:

Von ihnen trennten sich die Inseln der Völker in ihren verschiedenen Ländern, jedes nach seiner Sprache, gemäß ihren Sippen innerhalb ihrer Völker.“

Ausführlich wird die Sprachverwirkung und Zerstreuung der Völker nach ihren Sprachen dargestellt, im letzten Kapitel der Genesis I, 11 Der Turmbau zu Babel.

Ich weiß nicht, was in die Vertreter des Christentums gefahren ist, daß sie meinen, die Völker abschaffen zu können. Jede ihrer Sprachen ist eine bestimmte Weltanschauung. Alle zusammen nur können zu dem großen Einen gelangen, zur Ganzheit des Schöpfergeistes, der mittels der – schon vorhandenen – Sprache bewußt wird.

Wilhelm von Humboldt hatte auf die Frage nach dem Anfang von Mensch und Sprache geantwortet:

„Der Mensch ist, weil er Sprache hat, und er hat Sprache, weil er Mensch ist“. Das >dahinter< oder >davor< bleibt im Dunklen.

Das Wort, der Logos, war nicht nur von Anbeginn bei Gott, es ist Gott, wie es dann im Christentum, Johannisprolog 1 ff. heißt:

In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen.“

Das leuchtet mir ein“, oder „mir geht ein Licht auf“. Die Sprache weiß es und wir reden es nach.

In dem >Göttlichen in uns< liegt unsere Würde begründet. „Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ So steht es an erster Stelle im Grundgesetz, Artikel 1.

Diese Einheit von Gott und Sprache begegnet uns bildhaft auch im Odinmythos der Edda. Odin, der Geistgott, löst sich vom Weltenbaum, gelangt auf die Erde, liest die Runen, die Wortzeichen – die Buchstaben – auf und schreitet nun von Wort zu Wort und von Werk zu Werk.

Wir lesen noch heute Buch-staben auf den Blättern unserer Bücher, die einst Tafeln aus Buchenholz waren. Und mit ihren Blättern immer noch auf den Baum hinweisen.

Der Baum ist seit je den germanischen Völkern heilig, stammt der Mensch nach der Edda doch vom Baum ab. Alle bedeutenden Ereignisse werden bis heute mit dem Baum verknüpft: der Lebensbaum, der bei der Geburt eines Kindes gepflanzte Baum, der Mai- und der Mittsommerbaum, der Richtbaum, der vor die Haustür zu Pfingsten gestellte Pfingstbaum, und nicht zuletzt der so viel besungene Weihnachts- oder Christbaum.

Hier haben wir eine besonders enge Verschmelzung mit Christentum und germanischer Mythologie.

Das Gegeneinander ist eine Erfindung unserer Feinde – und wie viele sind darauf hereingefallen.

Eines unserer ältesten Weihnachtslieder

Es kommt ein Schiff geladen bis an den höchsten Bord,

trägt Gottes Sohn voll Gnaden, des Vaters ewiges Wort.

Das Schiff geht still im Triebe, es trägt ein teure Last,

das Segel ist die Liebe, der Heilig Geist der Mast.

Der Anker haft auf Erden, da ist das Schiff an Land.

Das Wort will Fleisch nun werden, der Sohn ist uns gesandt.

(Nach einem Marienlied aus Straßburg, 15. Jahrhundert)

Wer denkt da nicht an das Bild zu Mittsommer:

Der von seinem blinden Bruder Hödur getötete Sonnengott Baldur treibt auf dem brennenden Schiff hinaus in das Weltenmeer, entschwindet im Übergang von Himmel und Meer.

Odin aber flüstert: „Baldur kehrt wieder.“

Und in England gab es ein uraltes Weihnachtsspiel, da lag kein Christuskind in der Krippe, sondern der Heiland – oder Heliand – glitt feierlich auf einem Schiff an Land und brachte die strahlende Sonne zurück. (überliefert von Georg Blattmann)

Was nicht heißt, daß die Inkarnation des Gottes im Menschen, in der Heiligen Familie nicht gerade in unserer Zeit eine wichtige Botschaft verkündet.

„Wer vom Volk nicht reden will,

braucht vom Menschen nicht zu sprechen.“

(Hennig Eichberg)

JVA Bielefeld-Brackwede, im November 2019

Ursula Haverbeck

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